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Häufige Fragen

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. Ist Barrierefreiheit in der Hochschullehre überhaupt nötig?
  2. 2. Wie viele Studierende haben eine Behinderung?
  3. 3. Zwei Personas geben unterschiedliche Tipps – was ist denn jetzt richtig?
  4. 4. Warum steht da mal Behinderung und mal Beeinträchtigung?
  5. 5. Wofür sind die Freunde-Personas da?
  6. 6. Haben Simulationen nicht einen schlechten Ruf?
  7. 7. Ist das noch aktuell?
  8. 8. Ist BlindDate selbst auch barrierefrei?
  9. 9. Ich habe Fragen oder Anmerkungen, an wen kann ich mich wenden?

1. Ist Barrierefreiheit in der Hochschullehre überhaupt nötig?

Chancengleichheit im Studium – und die schließt einen barrierefreien Zugang zu allen Angeboten der Hochschule mit ein – ist gesetzlich vorgeschrieben. Wenn Studierende also Bedarfe anmelden oder Nachteilsausgleiche haben, muss die Hochschule diese umsetzen.

Wenn Bedarfe angemeldet werden, müssen etwaige Änderungen und Nachbesserungen schnell geschehen. Das ist oft mit sehr viel Aufwand verbunden – und es bringt Nachteile für die Studierenden, die darauf angewiesen sind. Wenn die Barrierefreiheit von Lernmaterial und Veranstaltungen direkt mitbedacht wird, fällt dieser Aufwand deutlich geringer aus.

Nicht nur das – von Barrierefreiheit profitieren alle Studierenden. Man sagt, Barrierefreiheit ist für 10% der Studierenden nötig – es geht nicht ohne sie. Für 30% der Studierenden ist sie wichtig – es macht einen großen Unterschied, ob das Studium zugänglich gestaltet ist. Aber für alle Studierende ist Barrierefreiheit ein Gewinn.

Übersichtlich gestaltetes Lernmaterial, untertitelte Videos, Vorlesungsaufzeichnungen und klare Scans von Dokumenten kommen allen zugute. Studierende können so krankheitsbedingte Ausfälle kompensieren, lernen auch, wenn sie keinen ruhigen Arbeitsplatz haben, und gewinnen Sicherheit dadurch, dass sie sich in Ihrem Kurs gut zurechtfinden. All das ist wichtig für eine chancengerechte, diverse Hochschule.

Viele Studierende haben unsichtbare Beeinträchtigungen. Das heißt, diese sind von außen nicht erkennbar. Das betrifft viele Studierende mit chronischen oder psychischen Krankheiten, aber auch Studierende auf dem Autismus-Spektrum, mit Legasthenie, oder AD(H)S. Auch Seh- und Hörbeeinträchtigungen sind nicht immer offensichtlich. Wenn niemand zu Ihnen kommt und Bedarfe geltend macht, heißt es nicht, dass es diese Bedarfe nicht gibt. Studierende brauchen oft sehr lange, bis sie sich melden und auch Nachteilsausgleiche in Anspruch nehmen (siehe Die Studierendenbefragung in Deutschland: best3 (PDF, Seite 119) )

Wie Sie Ihre Lehre für viele Studierende barrierefrei gestalten können, ohne deren Bedarfe zu kennen, zeigen wir Ihnen auf "das große Ganze" .

2. Wie viele Studierende haben eine Behinderung?

Wie viele Studierende eine Beeinträchtigung haben, ist nicht genau bekannt, denn diese Daten dürfen bei der Einschreibung nicht erfasst oder im Studienverlauf gespeichert werden.

Eine gute Schätzung liefert die Umfrage „beeinträchtigt studieren“ (best3), die alle 3 Jahre vom Deutschen Studierendenwerk und dem Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung beauftragt wird. An den bisherigen Umfragen haben mehr als 20 000 Studierende teilgenommen und Fragen zu ihren Erfahrungen im Studium beantwortet.

An der 22. Sozialerhebung, der aktuellen Version der Umfrage, die im Dezember 2023 veröffentlicht wurde, nahmen 188.000 Studierende teil. Es gaben 15,9% der befragten Studierenden an, dass Sie eine studienerschwerende Beeinträchtigung haben.

Angaben von 179.908 Studierenden werden in einem Kuchendiagramm dargestellt. 84,1% sind Studierende ohne studienerschwerende Beeinträchtigung. 15,9% geben an, eine studienerschwerende Beeinträchtigung zu haben. Innerhalb dieser 15,9% wird auch nach Beeinträchtigungsart unterschieden. Die Ergebnisse zu den Beeinträchtigungsarten basieren auf Angaben von 26.264 Studierenden: 65,2% psychische Erkrankung, 13.2% chronische Erkrankung, 7,2% gleich schwere Mehrfachbeeinträchtigung und 14,3% andere Beeinträchtigung.

Bildquelle: Die Studierendenbefragung in Deutschland: best3 (PDF)

Nach den Zahlen hat fast jede*r sechste Studierende eine Beeinträchtigung, die sich erschwerend auf das Studium auswirkt. Es ist deshalb sehr wahrscheinlich, dass auch in Ihren Kursen Studierende mit Behinderung sitzen. Und: Der größte Anteil von Studierenden mit Beeinträchtigung sind diejenigen, die eine nicht-sichtbare Beeinträchtigung haben. 65% der Studierenden mit einer studienerschwerenden Beeinträchtigung haben eine psychische - und damit häufig von außen nicht wahrnehmbare - Erkrankung.

Die Angaben von 26.264 Studierenden mit studienerschwerenden Beeinträchtigungen sind in einem Balkendiagramm dargestellt: 65,2% psychische Erkrankung, 13,2% chronische Erkrankung, 7,2% gleich schwere Mehrfachbeeinträchtigung, 5,1% andere Beeinträchtigung, 3,7% Teilleistungsstörungen, 2,5% Bewegungsbeeinträchtigung, 1,9% Sehbeeinträchtigung, 1,1% Hörbeeinträchtigung.

Bildquelle: Die Studierendenbefragung in Deutschland: best3 (PDF)

3. Zwei Personas geben unterschiedliche Tipps – was ist denn jetzt richtig?

Barrierefreiheit ist in sich widersprüchlich – was für jemanden mit Sehbeeinträchtigung ideal ist, kann für jemanden mit Hörbehinderung tatsächlich schwerer zugänglich sein. Deshalb ist eine ideale Barrierefreiheit, in der niemand Barrieren erlebt, fast unerreichbar oder nur mit sehr großem Aufwand umsetzbar.

In der Regel sprechen wir von Barrierearmut – wir versuchen, so viele Barrieren wie möglich zu reduzieren und orientieren uns dabei an den Bedarfen der Nutzenden oder Teilnehmenden. Wenn zu unserer Nutzendengruppe „alle“ gehören, wie z.B. bei Softwareprogrammen wie MS Office, muss sehr viel Aufwand in die Barrierefreiheit fließen. Wenn unsere Basis eine kleinere, uns bekannte Gruppe ist, können wir sehr viel für die generelle Barrierefreiheit tun und dann noch individuelle Anpassungen vornehmen, die sich an konkreten Bedarfen orientieren.

Barrierefreiheit ist ein Prozess – es ist eine andauernde Aufgabe, deren Anforderungen sich ändern. Aber: Wir werden stetig besser.

4. Warum steht da mal Behinderung und mal Beeinträchtigung?

Oft werden diese Wörter synonym benutzt – in der Definition gibt es aber Unterschiede.

Eine Beeinträchtigung betont den körperlichen Aspekt einer Behinderung – z.B. eingeschränktes Seh- oder Hörvermögen, fehlende Gliedmaßen oder eine chronische Krankheit.

Für die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) gelten diejenigen Menschen als behindert, die eine „langfristige körperliche, seelische, geistige oder Sinnesbeeinträchtigungen haben, welche sie in Wechselwirkung mit verschiedenen Barrieren an der vollen, wirksamen und gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft hindern können“ (UN-BRK 2006). Diese Definition geht also weit über die körperlichen Aspekte der Beeinträchtigung hinaus und erkennt an, dass Barrieren durch die Wechselwirkung zwischen Gesellschaft, Umwelt und beeinträchtigten Menschen entstehen.

Das bedeutet auch, dass Menschen nicht behindert sind - also Behinderung ein individuelles Problem ist -, sondern behindert werden. Behinderung ist also ein gesellschaftliches Problem, das auch auf dieser Ebene adressiert werden muss. Dieses Modell von Behinderung wird auch das Soziale Modell genannt.

Mehr Infos zum Sozialen Modell der Behinderung: Definition von Behinderung

Ob sich jemand als beeinträchtigt oder behindert bezeichnet, ist oft individuell verschieden. Manche Communities bevorzugen einen bestimmten Begriff und verwenden diesen auch konsistent. Als Selbstbezeichnung können auch Worte genutzt werden, die vielleicht als unpassend oder beleidigend eingestuft werden, z.B. Crip/Krüppel.

Wir haben uns auf BlindDate daher entschlossen, die Personas ebenfalls unterschiedliche Begrifflichkeiten nutzen zu lassen.

5. Wofür sind die Freunde-Personas da?

Auf den orangen Karten, die auf der rechten Seite mancher Persona-Seiten erscheinen, finden Sie die sogenannten Freunde-Personas, wie beispielsweise Bea und Alex. Diese Bezugspersonen haben die Funktion, mit der eigentlichen Persona in den Dialog zu treten, mehr über sie zu erzählen oder auch mal anderer Meinung zu sein. Eine Funktion der Freunde-Personas ist, zu zeigen, dass Studierende mit Beeinträchtigungen individuell verschieden sind, auch wenn sie vielleicht eine ähnliche Beeinträchtigung haben oder in einer ähnlichen Situation sind.

Die Freunde-Personas sind nicht mit dem gleichen Detail entwickelt und haben kein zusätzliches Audio-Material oder begleitende Medien.

6. Haben Simulationen nicht einen schlechten Ruf?

Viele Menschen mit Behinderung und ihre Selbstvertretung sehen Simulationen oder immersive Spiele, die eine Beeinträchtigung nachstellen sollen, kritisch.

Oft laufen diese Simulationen nach einem ähnlichen Schema ab: Eine nichtbehinderte Person soll eine Behinderung erleben, indem sie z.B. für eine gewisse Zeit einen Rollstuhl nutzt, eine spezielle Brille bekommt, die eine Sehbeeinträchtigungen simuliert, oder einen Anzug trägt, der Bewegungen erschwert. Wenn die nichtbehinderte Person dann Aufgaben erledigen muss, soll sie erleben, wie die Umwelt sie behindert, Mitgefühl entwickeln und ist in der Lage, in zukünftigen Handlungen auch die Perspektive von behinderten Menschen einzubeziehen.

Manchmal führen solche Simulationen allerdings dazu, dass nichtbehinderte Personen sich (und im Rückschluss Menschen mit Behinderung) als hilflos und ohnmächtig empfinden. Ohne Übung im Handling in einem Rollstuhl zu sitzen, kann beispielsweise dazu führen, dass man Mitleid für Menschen mit Behinderung entwickelt oder es schlimm findet, das Menschen sich so fortbewegen.

Für andere Leute können solche Erlebnisse jedoch auch bereichernd sein – gerade wenn sie von Menschen mit Behinderung begleitet und angeleitet werden, die auch von ihren eigenen Erfahrungen berichten. Auf diese Weise wird das Ziel erreicht, ein Bewusstsein zu entwickeln und die eigene Umwelt kritisch zu überprüfen, ob sie den Bedürfnissen von Menschen mit Behinderung gerecht wird.

Wichtig ist ein Bewusstsein dafür, dass Menschen mit Behinderung viele Strategien und Kenntnisse haben, die sie jeden Tag nutzen. Und dass diese Strategien auf viel Training und Übung aufbauen. Dazu gehören zum Beispiel auch der Umgang mit einem Rollstuhl, Navigation in der Stadt mit einem Langstock, oder die Nutzung von assistiven Technologien.

In dieser Podcast Folge geht das Team der Neuen Norm weiter auf das Thema ein: #1 Rollstuhl-Experimente

Und auch dieser Bericht von Suse Bauer geht auf den Umgang mit Simulationen ein: “Disability Simulations” – Behinderung als Event oder eine gute Möglichkeit, um auf Barrieren aufmerksam zu machen?

Zum Ausprobieren, der Web Disability Simulator von Google Chrome.

Die Spiele, die Sie auf BlindDate finden, sollen genau die Strategien in den Fokus nehmen, die Menschen mit Behinderung nutzen, um alltägliche Aufgaben zu erledigen. Es geht also nicht darum, genau zu verstehen, wie man mit einer Sehbeeinträchtigung sieht und wie sich das anfühlt, sondern zu verstehen, welche Strategien und Technologien eine sehbehinderte Person nutzt, um erfolgreich zu studieren. Und natürlich, wie Hochschulangehörige dabei helfen können, dass diese Strategien erfolgreich sind.

Mehr Hintergrundinformationen zu den Simulationsspielen auf dieser Seite finden Sie hier: Re-Conceptualizing Disability Simulations: a guided strategies-based approach (PDF)

7. Ist das noch aktuell?

Grundlage der Personas ist unter anderem die Bedarfsanalyse des Forschungsprojekts SHUFFLE. Die Analyse wurde im Januar und Februar 2022 durch qualitative Interviews und einen umfassenden Fragebogen durchgeführt. Die Texte in den Sprechblasen der Personas sind paraphrasierte Aussagen der Studierenden aus dieser Bedarfsanalyse. Die allgemeinen Textpassagen und Verlinkungen sind im Zeitraum von Herbst 2022 bis März 2024 entstanden. Es kann also sein, dass Daten, Verlinkungen oder Aussagen nicht mehr dem aktuellen Diskurs entsprechen.

8. Ist BlindDate selbst auch barrierefrei?

Die Webseite hat das Ziel nach nationalen und internationalen Standards und Richtlinien barrierefrei zu sein. Dies bedeutet unter anderem, dass die Videos auf den Persona-Seiten sowohl mit Untertiteln, als auch mit Audiodeskriptionen abgespielt werden können. Ein Transkript der Videos ist ebenfalls verfügbar. Darüber hinaus ist die Webseite grundsätzlich für Tastatur- und Screenreadernutzende zugänglich. Die sogenannten Simulationsspiele stellen hierbei die Ausnahme dar, da sie aufgrund ihrer spezifischen Spielmechanik nicht barrierefrei umgesetzt werden können. Eine Zusammenfassung der Kernaussagen und Erkenntnisse finden Sie allerdings in Textform unterhalb der Spiele-Links vor.

Um weitere Informationen zur Barrierefreiheit von BlindDate zu erhalten, werden Sie hier zur Erklärung zur Barrierefreiheit weitergeleitet.

9. Ich habe Fragen oder Anmerkungen, an wen kann ich mich wenden?

Sollten Sie auf Fehler stoßen oder dem Entwicklungsteam von BlindDate Rückmeldungen zu den Inhalten oder dem Aufbau der Webseite geben wollen, können Sie dies über folgende E-Mail-Adresse tun: kontakt@barrierefreies-blinddate.de

Wir freuen uns auf Ihr Feedback!